Listening sei Dank

Rezidivierende Rippenblockade nach Bulimie (umgangssprachlich „Ess-Brech-Sucht“)

Im Folgenden möchte ich in verkürzter Form auf die mögliche Viszero-somatische Wechselwirkung von rezidivierenden Rippenblockaden nach Bulimie eingehen.

Fallbeispiel aus meiner Praxis:

Eine Patientin (Ende 30 Jahre) stellte sich mir vor. Sie klagte seit Jahren über mehrfach im Jahr wiederkehrende Schmerzen im links paravertebralen Bereich auf Höhe von BWK 7 und 8 mit teilweise stechenden aber auch ziehenden Schmerzen. Zeitweise auch auftretend bei verstärkter Einatmung und beim Husten. Ich vermutete eine Rippenblockierung.

Therapeutisches Vorgehen:

Generell Listening im Stand zeigte sowohl einen diagnostischen Winkel, als auch faszialen Zug in den Oberbauch im Bereich des epigastrischen Winkels. Dies bestätigte sich auch im Liegen über ein Generell Listening vom Kopf (siehe Zeichnung roter Pfeil) und über den Plantarflexionstest.

„Vor Ort“ zeigte sich ein abdomineller Hypertonus mit Betonung am Pylorus.

Ein möglicher  Zusammenhang zu den Beschwerden der Patientin war für mich zunächst nicht erkennbar. Ich entschied mich detonisierende Techniken am Pylorus durchzuführen mit dem Gedanken, mal sehen, ob und wenn ja, was passieren würde.

Während der Anwendung der Techniken am Pylorus fühlte ich einen faszialen Zug (Local Listening grüner Pfeil) vom Pylorus nach dorsocranial dem Ösophagus folgend bis auf ca. BWK 7 / 8. Dies war nun dem Beschwerdeort der Patientin deutlich näher.

Ich untersuchte den Ösophagus in diesem Bereich weiter auf mögliche Immobilität: Diese zeigte sich im dorsalen Bereich des Ösophagus. Aus meinem  anatomischen Wissen über die  Nähe des Ösopahgus zur Brustwirbelsäule, vermutete ich hier eine viszerosomatische Wechselwirkung zwischen viszerofasziale Einschränkung des Ösohagus mit hier BWK 7/8 und der angrenzenden Rippe.

Aber wieso?

Ich fragte die Patientin, ob ihr etwas zu ihrer Speiseröhre einfiel (im vorangegangenen Anamesgespräch hatte die Patientin nichts von Bauchbeschwerden oder evtl. Speiseröhrenbeschwerden berichtet)

Erst unter Fortführung meiner inzwischen mobilisierenden Techniken an Zwerchfell und distaler Mobilisation des Ösophagus (siehe Techniken im VM 4 Kurs und Foto „Mobilisation Ösophagus unterer Abschnitt“ ) errötete die Patientin plötzlich und teilte mir unangenehm betroffen mit, dass sie 10 Jahre zuvor unter Bulimie litt.

Nun vermutete ich deutliche Zusammenhänge im Sinne einer  entzündlichen  Schädigung der Speiseröhre durch das häufige damalige Erbrechen (vergl. Refluxsymptomatik), gefolgt von faszialen verbliebenen Fixierungen auswirkend auf BWK 7/8 und die angrenzende Rippe.

Die mobilisierenden viszeralen Techniken mittels Follow the Listening in Verbindung  mit der durch unser Gespräch begleiteten somato-emotionalen Reaktionen bewirkten ein tiefes strukturelles Lösen des Ösophagus, BWK 7/8 und der gesamten Oberbauchregion.

Wir trafen uns ca. 2 Wochen nach der Behandlung erneut zur Kontrolle und begegneten uns nach ungefähr 1 1/2 Jahren nochmals. Die Beschwerden der Patientin waren nicht wieder aufgetreten.

Schlussfolgerung:

Offensichtlich durch Bulimie in Verbindung mit dem häufigen Erbrechen ausgelöste Reizerscheinungen des Ösophagus können durch die räumlich anatomische Nähe sich auf Brustwirbelsäule und Rippengelenke auswirken und über 10 Jahre rezidivierende Beschwerden wie oben beschrieben bewirken.

Wieder einmal empfand ich große Dankbarkeit gegenüber John Upledger (danke auch Gert) und Jean Pierre Barral (danke auch Rene), dass es mir mittels der erlernten Techniken aus der CranioSacral Therapie und der viszeralen Manipulation möglich war, die hier beschriebenen Beschwerden so nachhaltig lösen zu können.

Jörg Petersen
Lehrer am Upledger und Barral Institut