Pferde und CST: Bericht einer Kursteilnehmerin

Oberflächlich betrachtet schreibst Du, lieber Gert, dass die CST und die Osteopathie wenig gemeinsam zu haben scheinen. Das war zuerst eine Schwierigkeit für mich, die CST am Pferd anzuwenden. Oberflächlich sieht der Pferdebesitzer so wenig. Ich stehe einfach nur da und verweile eine Zeit an einer bestimmten Struktur, im Vertrauen auf die inhärenten, natürlichen Kräfte.

Für den Pferdehalter wenig spektakulär dachte ich oft, der möchte bestimmt Aktion und große Bewegungen, so wie damals im TV mit dem Ostfriesen. Es ist immer wieder eine Herausforderung nicht in Aktionismus zu verfallen, um die Dinge zu beschleunigen oder dem Besitzer die vermeintlich gute Show zu liefern…

Friederike schreibt, die Geduld ist ein aktiver Prozess.

Die aktive Zurückhaltung einer Handlung, sei ein Vertrauen auf die inhärenten natürlichen Kräfte: Geduld, Gelassenheit, Gleichmut, sodass Veränderungen oder Anpassungen immer und jederzeit stattfinden.

Und die Erfahrung zeigt, es gibt auch sensible Pferdebesitzer, die kleinste Veränderungen an ihren Pferden wahrnehmen. Diejenigen, die mit ihrem Pferd im Kontakt sind, spüren, dass  die Atmung des Pferdes tiefer wird. Sie sehen, dass sich der Blick, das Auge des Pferdes  verändert.

Sie spüren, dass sich Energie entlädt, wenn ihr Pferd plötzlich mit dem Kopf schlägt und danach gähnt, oder sich reckt wie eine Katze, das es anfängt zu kauen, während ich gerade wieder scheinbar nichts tue.

Auch die Natur ist immer in Veränderung, sie passt sich geduldig an, ohne einen Aktionismus.

Der Pferdebesitzer entspannt sich mit, wenn sich das Pferd lang macht, den Kopf senkt, sich fallen lässt und sich genüsslich wälzt. Was die CranioSacrale Therapie am Pferd für mich so wertvoll macht, sind die feinen Reaktionen der Pferde und die Beobachtungen der Pferdehalter.

War die Behandlung erfolgreich, berichtet der aufmerksame Pferdebesitzer von der Veränderung der körperlichen Symptome, aber auch immer häufiger von einer Verhaltensveränderung seines Pferdes.

Die vorher unzufrieden wirkende Stute, noch neu in der Herde, traut sich nach der Behandlung mit an die Futterraufe, zeigt sich selbstbewusster und findet ihren Platz in der Herde.

Der “lahme“ Wallach, der im Reitschulbetrieb lustlos stolpernd seine Runden lief, entwickelt eigene Ideen und so landen die Reitschüler nach einem Temperamentsausbruch des Pferdes auch mal auf dem Reithallenboden…

Das schlecht gelaunte Pferd, das sich nicht einfangen ließ und nicht vorwärts laufen wollte, wirkt nun fröhlicher, zugewandter und zeigt mehr Spaß an der Bewegung. Es hat einfach weniger Schmerzen!

Warum ich das schreibe? Ich lese den Blog mit großem Interesse, ich lese die Kommentare und frage mich, warum schreibt eigentlich keiner über Pferde und CST?

Danke, dass Ihr die CST so weitergebt, wie Ihr es macht! Sie ist so wertvoll für Pferd und Mensch.

Herzliche Grüße
Birgit Kräft

Listening sei Dank

Rezidivierende Rippenblockade nach Bulimie (umgangssprachlich „Ess-Brech-Sucht“)

Im Folgenden möchte ich in verkürzter Form auf die mögliche Viszero-somatische Wechselwirkung von rezidivierenden Rippenblockaden nach Bulimie eingehen.

Fallbeispiel aus meiner Praxis:

Eine Patientin (Ende 30 Jahre) stellte sich mir vor. Sie klagte seit Jahren über mehrfach im Jahr wiederkehrende Schmerzen im links paravertebralen Bereich auf Höhe von BWK 7 und 8 mit teilweise stechenden aber auch ziehenden Schmerzen. Zeitweise auch auftretend bei verstärkter Einatmung und beim Husten. Ich vermutete eine Rippenblockierung.

Therapeutisches Vorgehen:

Generell Listening im Stand zeigte sowohl einen diagnostischen Winkel, als auch faszialen Zug in den Oberbauch im Bereich des epigastrischen Winkels. Dies bestätigte sich auch im Liegen über ein Generell Listening vom Kopf (siehe Zeichnung roter Pfeil) und über den Plantarflexionstest.

„Vor Ort“ zeigte sich ein abdomineller Hypertonus mit Betonung am Pylorus.

Ein möglicher  Zusammenhang zu den Beschwerden der Patientin war für mich zunächst nicht erkennbar. Ich entschied mich detonisierende Techniken am Pylorus durchzuführen mit dem Gedanken, mal sehen, ob und wenn ja, was passieren würde.

Während der Anwendung der Techniken am Pylorus fühlte ich einen faszialen Zug (Local Listening grüner Pfeil) vom Pylorus nach dorsocranial dem Ösophagus folgend bis auf ca. BWK 7 / 8. Dies war nun dem Beschwerdeort der Patientin deutlich näher.

Ich untersuchte den Ösophagus in diesem Bereich weiter auf mögliche Immobilität: Diese zeigte sich im dorsalen Bereich des Ösophagus. Aus meinem  anatomischen Wissen über die  Nähe des Ösopahgus zur Brustwirbelsäule, vermutete ich hier eine viszerosomatische Wechselwirkung zwischen viszerofasziale Einschränkung des Ösohagus mit hier BWK 7/8 und der angrenzenden Rippe.

Aber wieso?

Ich fragte die Patientin, ob ihr etwas zu ihrer Speiseröhre einfiel (im vorangegangenen Anamesgespräch hatte die Patientin nichts von Bauchbeschwerden oder evtl. Speiseröhrenbeschwerden berichtet)

Erst unter Fortführung meiner inzwischen mobilisierenden Techniken an Zwerchfell und distaler Mobilisation des Ösophagus (siehe Techniken im VM 4 Kurs und Foto „Mobilisation Ösophagus unterer Abschnitt“ ) errötete die Patientin plötzlich und teilte mir unangenehm betroffen mit, dass sie 10 Jahre zuvor unter Bulimie litt.

Nun vermutete ich deutliche Zusammenhänge im Sinne einer  entzündlichen  Schädigung der Speiseröhre durch das häufige damalige Erbrechen (vergl. Refluxsymptomatik), gefolgt von faszialen verbliebenen Fixierungen auswirkend auf BWK 7/8 und die angrenzende Rippe.

Die mobilisierenden viszeralen Techniken mittels Follow the Listening in Verbindung  mit der durch unser Gespräch begleiteten somato-emotionalen Reaktionen bewirkten ein tiefes strukturelles Lösen des Ösophagus, BWK 7/8 und der gesamten Oberbauchregion.

Wir trafen uns ca. 2 Wochen nach der Behandlung erneut zur Kontrolle und begegneten uns nach ungefähr 1 1/2 Jahren nochmals. Die Beschwerden der Patientin waren nicht wieder aufgetreten.

Schlussfolgerung:

Offensichtlich durch Bulimie in Verbindung mit dem häufigen Erbrechen ausgelöste Reizerscheinungen des Ösophagus können durch die räumlich anatomische Nähe sich auf Brustwirbelsäule und Rippengelenke auswirken und über 10 Jahre rezidivierende Beschwerden wie oben beschrieben bewirken.

Wieder einmal empfand ich große Dankbarkeit gegenüber John Upledger (danke auch Gert) und Jean Pierre Barral (danke auch Rene), dass es mir mittels der erlernten Techniken aus der CranioSacral Therapie und der viszeralen Manipulation möglich war, die hier beschriebenen Beschwerden so nachhaltig lösen zu können.

Jörg Petersen
Lehrer am Upledger und Barral Institut

In Kontakt gehen

Ein paar Worte, die wir in der CranioSacralen Therapie bereits in CST 1 wie selbstverständlich  benutzen. Wir gehen in Kontakt mit unserem Gegenüber, um dann mit ihm zu verschmelzen. Wir gehen in Kontakt mit uns und dann mit dem Patienten im Modell von Therapeut und Patient von Dr. John Upledger. Wir gehen in Kontakt…!

Was bedeutet das für uns? Was tun wir da und wie sieht das in der Praxis aus? Ich glaube, dass es wert ist, vor allem nach den Beiträgen von Friederike Groot Landeweer über das Verschmelzen und der Beitrag von Rene Assink über das Polyvagale System, sich darüber ein paar Gedanken zu machen. Ich habe vor einigen Jahren beim Lesen von Gert Groot Landeweers Buch „Einführung in die CranioSacrale Therapie“ vom Irisiana Verlag dazu eine wunderbare Zusammenfassung über Kontakt gefunden. Und da dieses Buch im Moment leider nicht erhältlich ist, lohnt es sich aus meiner Sicht, diesen Beitrag hier aufleben zu lassen. Wer das Buch von Gert hat, findet diese Zeilen S. 67 unter dem Abschnitt Entspannung und Spannungslösung. Er schreibt dort:

„Um nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen: Ohne das Gefühl von Sicherheit ist Entspannung oder Spannungslösung nicht erreichbar. Was auch immer wir tun möchten um eine Entspannung oder Spannungslösung zu erreichen, Sicherheit, Geborgenheit oder Sich-Gehalten-Fühlen ist die Voraussetzung. Wir müssen dafür sorgen, dass reale Bedrohungen minimiert werden und dass dafür reale sichere Grenzen entstehen. Das geht nicht ohne Kontakt.

Die therapeutische Praxis hat gezeigt, dass es mindestens drei Ebenen gibt, auf der Kontakt eine Rolle spielt:

1. Allein in Kontakt mit sich kommen: Dieser Kontakt kann entstehen, wenn Sie sich Zeit nehmen, die Sie ausschließlich für sich nutzen können. In dieser Zeit haben Sie die Möglichkeit, sich mit Ihren Wahrnehmungen, Gedanken und Ideen, Erinnerungen und Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen kennenzulernen. Es ist die Zeit der Innenschau. Sie ist nur möglich, wenn äußere Bedingungen das zulassen, wenn der Alltag keine Handlungen oder Reaktionen von Ihnen verlangt. Im Kontakt mit sich selbst können Sie Sensitivität dafür entwickeln, Ihre Spannungen zu fühlen, sich ihr Ausmaß bewusst zu machen, sie bewusst zu lösen oder ihnen Dehnungen anzubieten, damit sie sich lösen können. Dafür braucht es

  • den Raum im Haus oder in der Natur, der den nötigen Schutz bietet
  • die Sicherheit, nicht oder nur bedingt gestört zu werden,
  • einen liebevollen, verständnisvollen und geduldigen Umgang mit sich selbst.

2. Mit Hilfe anderer in Kontakt mit sich kommen: Diese Form von Kontakt zu sich entsteht dann, wenn jemand anderer Ihnen hilft, den Kontakt nach innen zu intensivieren oder die Konzentration bzw. den Fokus zu verstärken. Die von jemand anderem unterstützte „Innenschau“ kann unterstützt werden durch

  • das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit oder Gehaltensein, das sich schon allein durch die Anwesenheit des anderen ergibt,
  • das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit oder Gehaltensein durch eine behutsame körperliche Berührung durch den anderen
  • das behutsame Unterstützen von Informationen, die in der „Innenschau“ zutage treten – durch mitfühlendes Zuhören, Sicheinfühlen und Nachfragen des anderen

3. Durch Hilfe für andere in Kontakt mit sich kommen: Diese dritte Form von Kontakt ist dann vorhanden, wenn Sie merken, dass durch helfenden oder unterstützenden Kontakt mit anderen ein verbesserter Kontakt mit Ihnen selbst entsteht. Das ist die positive Erfahrung, die Therapeuten mit sich machen. In der Begegnung mit einem Patienten erleben sie die heilende Wirkung von Sicherheit, Geborgenheit, Gehaltenseins, Vertrauen, Empathie und einfachen Dasein. Es ist eine beglückende Erfahrung für jemand anderen einen Raum zu Verfügung stellen zu dürfen, in dem eine heilsame Selbstbegegnung stattfinden kann und wo die Verantwortung für die Heilung nicht bei Ihnen selbst liegt. Sie sind ausschließlich als Begleiter und Zeuge anwesend und sichern für eine begrenzte Zeit den Raum, damit die „Innenschau“ des anderen möglich ist. Dr. Upledger beschreibt, dass dies ermöglicht werden kann durch

  • bedingungslose Anwesenheit oder Präsenz – Aufmerksamkeit, Empathie und Dasein
  • Wertungslosigkeit – nicht die eigenen Normen, Werte und Urteile sind wichtig, sondern die, die der andere fühlt, wahrnimmt der entwickelt,
  • Unparteilichkeit oder Neutralität – egal was in Ihnen hochkommt, bleiben sie neutral, beziehen sie keine Stellung in der Zeit, in der sie für jemand anderen den sicheren Raum zur Verfügung stellen
  • Zurückstellen eigener Interessen in der Zeit geht es nicht um Ihr Interesse, sondern darum, dass der Raum für den anderen zur „Innenschau“ bereitet bleibt. Das eigene Interesse macht ein sicheres und geschütztes Erforschen der inneren Vorgänge des anderen nahezu unmöglich.“

Diesen Zeilen von Gert Groot Landeweer ist nichts mehr hinzuzufügen und waren und sind immer noch für mich äußerst hilfreich. Ich hoffe, dass sie es auch für euch sein können.

Auffällige Gemeinsamkeiten bei Osteopathie und CranioSacrale Therapie

Als wir vor Jahren beschlossen, unseren Kursteilnehmern, neben der CranioSacralen Therapie, eine Osteopathie-Ausbildung anzubieten wurde uns klar, dass wir dies nur dann tun konnten, wenn die Hintergründe der beiden Therapiemethoden prinzipiell kongruent wären. Auf der Suche nach Unterschiede und Gemeinsamkeiten kamen wir zu bemerkenswerten Erkenntnissen.

Einige Unterschiede

Oberflächlich betrachtet scheint die „moderne“ Osteopathie und die von Upledger entwickelte CranioSacrale Therapie nur wenig gemeinsam zu haben. Beide Therapieformen berühren zwar Menschen, die CranioSacrale Therapie hat jedoch den „Ruf“ esoterischer Humbug zu sein, nicht „wissenschaftlich“ und sicherlich nicht „anerkannt“ zu sein. Dazu kommt, dass Upledger seine Methode aus der Osteopathie heraus löste und anfänglich den therapeutischen Laien zur Verfügung stellte, was in den osteopathischen Kreisen zu einem Raunen und Abwenden führte. Aber sind die Methoden wirklich so unterschiedlich? Natürlich kann man damit argumentieren, dass die Ausbildungsdauer nicht zu vergleichen ist – was sind schon 7 Wochen im Vergleich zu fünf bis sechs Jahren! Natürlich befasst sich die CranioSacrale Therapie nicht spezifisch mit allen Geweben des Körpers, so wie die „reguläre“ Osteopathie das tut… Aber … sind die Methoden wirklich so unterschiedlich?

Osteopathie

Wenn ich die Osteopathie in ihrem Kern betrachte, dann beinhaltet sie, dass über manuelle Behandlungen, Behinderungen der Flüssigkeitsströme beseitigt oder verringert werden, wodurch die natürlich-physiologischen, extra- und intrazellulären Prozesse wieder verbessert werden können, damit diese den Patienten in Richtung Gesundheit führen. Mehr macht der „Osteopath“ nicht am Patienten. Er vertraut darauf, dass er mittels (feinster) Palpation die Behinderungen der Flüsse wahrnehmen und möglichst beseitigen kann, und dass die Natur die eigentliche Heilung vollziehen wird. Gegebenenfalls benötigt es noch eine Anpassung des Patienten im Alltag, damit er sich „natürlich“ verhält – gesunde Nahrung, sauberes Wasser, sauber Luft, wenig oder keine Genussmittel usw.

CranioSacrale Therapie

Und die Upledger CranioSacrale Therapie? Obwohl es für Upledger wichtig war, seine Methode nicht als Osteopathie zu betrachten, sind die Übereinstimmungen der Hintergründe frappierend. Upledger geht davon aus, dass die Behebung mechanisch-energetische Behinderungen innerhalb faszialer Strukturen zu einer Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Nerven- und Hormonsystems führt. Dies wiederum verbessert dann die Kommunikationsfähigkeit innerhalb des Körpers, was zur Gesundheit führen würde. Nicht der Behandler kann diese Veränderung bewirken, nur die natürlichen inhärenten Kräfte und die damit in Verbindung stehende Körperweisheit verfügen über diese Macht. Der Therapeut sieht sich als „Assistent“ dieser Kräfte und stellt sich zur Verfügung. Die Verbesserung der erhobenen Befunde wird über die Fühlbarkeit körpereigener Rhythmen beurteilt und mit Hilfe der Verbesserung von Fließeigenschaften, durch Abnahme von Spannungen, erklärt. Sollten Alltagsanpassungen notwendig sein, so werden diese mit dem Patienten geklärt… Nicht so unterschiedlich zur Osteopathie, oder?

Still und Upledger

Wie A.T. Still, der Begründer der Osteopathie, war Upledger fasziniert von der Wirkweise des Menschen, stellte Fragen zu Gesundheit und Krankheit, anerkannte, dass die Heilung nicht durch den Therapeuten oder sein Handeln, sondern u.a. durch die Verbesserung der Physiologie stattfindet. Neben Unterschiedlichkeiten, die sich alleine schon durch die verschiedenen Epochen ergeben, überwiegen die Gemeinsamkeiten in der grundsätzlichen Betrachtung des Menschen, der Gesundheit und des Therapeuten in seinem Wesen und Wirken.

Euer Gert

„Wie wirkt CranioSacrale Therapie?“ – eine grundlegende Betrachtung

Eine interessante Frage, die gelegentlich in meinen Kursen gestellt wird ist folgende: „Was ist die eigentliche Wirkweise einer craniosacralen Behandlung?“ Natürlich wäre es möglicherweise hilfreich, diese wissenschaftlich genau zu beantworten und dabei anatomisch-physiologische Antworten zu finden. Es könnte jedoch auch Sinn machen, die Sache an sich von Innen zu betrachten.

Begegnung steht zentral

In einer craniosacraltherapeutischen Behandlung steht die Begegnung zwischen Patient und Behandler zentral – so zumindest wird das von Upledger beschrieben und von uns als Therapeut, Lehrer in CranioSacraler Therapie oder Patient erfahren. Der Behandler ist sich dabei im Klaren, dass es für eine spezifische Wirkung einen „verschmelzenden“ Kontakt geben sollte. Dies beinhaltet, dass der Kontakt zwischen ihm und den Patienten so variiert oder angepasst wird, dass er möglichst unterhalb der (oder lieber noch aller) Widerstände des Patienten verweilt. Es birgt eine gewisse Logik in sich, dass es damit oder dadurch eine (einfachere) Öffnung des Patienten geben kann, sei es somatisch oder psychisch (mit psychoemotionalen, psychosozialen und psychospirituellen Aspekten). Es scheint empirisch durchaus so zu sein, dass dadurch die Kommunikation zwischen Behandler und Patient so weit wie möglich unbehindert stattfinden kann. Dies ist dann die Grundlage für patientenindividuelle Befunde, die vom Behandler wahrgenommen werden.

Inhärente, natürliche Kräfte

Als Bedingung für den verschmelzenden Kontakt benennt Upledger „Vertrauen“. Vertrauen in sich, den anderen, den therapeutischen Prozess und … die wirksamen inhärenten natürlichen Kräfte. Ob wir diese als homöostatisch, homöodynamisch, selbstheilend oder mit einem anderen Namen versehen, ohne sie können keine therapeutischen Interventionen wirksam werden – übrigens auch keine Medikamente, Bestrahlungen oder Operationen. Was wirkt also? Platt gesagt wird die Wirkung der Behandlung von den inhärenten Kräften vorgenommen. Der Therapeut hat damit nichts zu tun. Das kann uns als Therapeuten/innen gewaltig entlasten, denn wenn wir das tatsächlich annehmen könnten, würde die Verantwortungslast von unseren Schultern genommen. Wir sind weder für die Verbesserung, noch für die Verschlechterung eines Zustandes verantwortlich. Das kann als „verantwortungslos“, „unkritisch“, „unsorgfältig“ oder ähnliches verstanden werden. Man kann damit resignativ oder aggressiv umgehen – „dann brauchen wir ja gar nichts mehr zu tun“ oder „also ist es egal was wir machen“. Oder wir nehmen das mal als gegeben an: Wir können den Patienten nicht heilen. Wenn irgendetwas einen Patienten hilft, dann dadurch, dass das „Therapeutikum“ eine vorhandene Behinderung der Selbstheilung / Homöostase überwinden oder beiseite schaffen konnte. Wenn eine Therapie nicht hilft, dann war das nicht möglich.

Mögliche Wirksamkeit kurz gefasst…

Die in der CranioSacralen Therapie verwendeten somatischen, energetischen und verbalen Techniken befassen sich mit diesen Behinderungen – der Therapeut richtet seine Aufmerksamkeit darauf. „The shortest distance between two points is an intension“ beschrieb Upledger vor vielen Jahren. Eine basale Antwort auf die Anfangsfrage könnte somit sein, dass die “Wirksamkeit” der Therapie dadurch bestimmt wird, dass der Therapeut in einem vertrauensvollen, verschmelzenden Kontakt, innerhalb seiner Möglichkeiten mit fokussierter Aufmerksamkeit, die für ihn wahrnehmbaren Behinderungen der heilenden inhärenten Kräften wahrnimmt und gemeinsam mit dem Patienten diese somatisch, energetisch und verbal bearbeitet, damit die eigentliche Heilung durch einen reaktiven oder selbstreflexiven Prozess von Innen stattfinden kann.

Euer Gert